Waltersdorf, dessen frühere Geschichte im Dunkeln liegt, hat seinen Namen wahrscheinlich von dem Begründer des Ortes „Walter“, und scheint nicht über das 12. Jahrhundert hinauszureichen. In einer Kaufurkunde vom Jahre 1288 wird ein Konrad v. Waltersdorf als Verkäufer eines Waldes genannt. Erster Kirchenbau wahrscheinlich im 13. Jhd.
Heinrich XI., der Ältere (* um 1289; † um 1366), Voigt von Weida (1302/20–1363/66), verkauft die Güter in Waltersdorf an das Kloster Kronschwitz, das seine Schwester Gertrude besaß.
Heinrich XI., der Ältere verkauft dasgesamte Dorf an das Kloster Kronschwitz, "damit die Heiligen Nonnen ein Gericht mehr aufsetzen können. Doch sollten sie auch täglich an seinem Grabe ein andächtiges profundis für seiner Seelen Seeligkeit beten."
Die einschiffige Kirche mit eingezogenem, annähernd quadratischen Chor, untersteht dem Kloster Kronschwitz
wird Heinrich XXIII., dem Mittleren (* um 1468; † um 1510; Herr von Weida um 1480–1510) zu Schleiz in einem Vergleich mit der Priorin Margaretha von Wolfersdorf zu Kronschwitz die Gerichte und Frohne des Ortes zugesprochen.
Wurde das Kloster Kronschwitz im Rahmen der Reformation und Visitation eingezogen. Die Lehen überging an den Landesherrn.
Waltersdorf zählte bloß 18-20 Güter, die Mühle mit eingeschlossen.
In den Jahren 1625 und 1626 herrschte die Pest, welche am Tag bis zu 3 Sterbefälle verursachte. Während dieser Zeit und noch lange danach lagen viele Güter wüste.
war sie [die Kirche] schon ein stark vom Zahn der Zeit zernagtes, sehr baufälliges Gebäude, ohne architectonischen Werth. Das Kirchendach war theils mit Ziegeln, theils mit Schindeln gedeckt, mit letzteren auch der Glockenthurm, der eine Kirchenuhr hatte und auf der Wetterseite einen Beschlag von Brettern und Schwarten. Das Schiff der Kirche war gedielt und die alte Kanzel von Stein. Die Kirche stand mitten auf dem, mit einer schindelbedachten Lehmmauer umgebenen und mit einem ebenfalls mit Schindeln gedeckten Vorhäuschen versehenen Friedhofe, dessen Grasnutzung dem Schullehrer gehört und welcher, außer einem Denkmale auf dem Grabe der Frau Beate Helene v. Eulenbock aus dem Hause Ruppertsgrün, einem Leichensteine, worauf (wahrscheinlich) P. design. Johann Adam im Priesterornat ausgehauen ist, und einem schöngearbeiteten, am Haupteingange der Kirche angebrachten Denksteine des P. Scheibe, nichts Interessantes enthält. Als Curiosum ist noch zu bemerken, daß auf dem Leichensteine des Landfuhrmannes Jobst Gorisch, worauf er nebst seinem Frachtwagen dargestellt war, unter andern die Worte standen: So fahre ich zu Jesu Christ mit Pferden, Peitsch‘ und Wagen.
Bei der Saalfeldschen Belagerung, 1640, unter Amtsführung des P. Glocke, sind 8 Aßo. [Alter Schock = 8 * 60 Alte Groschen] Kirchgeld nebst dem Kelche von den Soldaten aus der Kirche geraubt worden, und auf den 5 ruinirten Gütern 25 Aßo. Kirchgeld verloren gegangen.
Am 16. April 1654 suchte ein furchtbares Gewitter die hiesige Flur heim und richtete durch Wasserfluten großen Schaden an.
Dienstags, den 25. September 1655 wurde auch hier das „Dank- und Jubelfest zum Freudengedächtnis des vor 100 Jahren zu Augsburg geschlossenen Relegionsfriedens“ gefeiert, worüber die vollständige memoria saecularis [100-Jahr-Feier], wie solche von den Grafen Heinrich II. [„der Andere“ 1635–1647–1670 Fürst zu Gera, * 1602; † 1670], Heinrich IX. [1635–1647 Fürst zu Gera, * 1616; † 1666] und Heinrich X. [1635–1647 Fürst z Gera, * 1621; † 1671], Gebrüdern, als Vormündern über Graf Heinrich I. [1640–1647 Fürst zu Gera, * 1639; † 1692] erlassen worden, bei den hießigen Pfarracten liegt. Der beim Vormittags-Gottesdienst vorgeschriebene Text war Ps. 6, 1-6. Dieser Text gebe Anlaß zu reden:
Nachmittagstext: Sirach 50, 24-26. „Wie dieser fromme Christ dies Fest recht christlich celebrieren und begehen könne und solle, damit Gott einen Wohlgefallen daran haben und uns ferner an Leib und Seele Gutes thun möge.“ Alßo nicht als Freß- und Sauffest, nicht als Spazierfest ec., sondern
als Bußtext u. s. fort.
Fortwährende, beträchtliche Reparaturen an der Kirche, namentlich an der Bedachung.
1660 liegen in Folge des 30-jährigen Krieges (1618-1648) 5 Bauerngüter brach. Sie wurden "vom Amte angenommen, aufgebaut, besamt und dann käuflich übergeben".
Umwandlung des Rittergutes mit Gerichtsbarkeit, Jagd und Waidwerk in "canzlei-schriftsässiges" Freigut.
Einsturzgefahr für den Turm trotz laufender Reparaturen.
Bedeutende Ausbesserungen an der Kirche ohne dauerhafte Wirkung.
Unruhen wegen durchziehender Kriegsvölker
1678 wurde eine neue Decke über dem Chor, darin der Altar stand, gezimmert, 2 steinerne Pfeiler mit einem Schwibbogen, der den Chor von dem vordern Theil der Kirche schied, neu ausgeführt, statt der steinernen eine hölzerne Kanzel angebracht, der Altar ausgebessert, mehrere Weiberstühle erneuert, die ganze Kirche mit Kalk angestrichen und "illuminirt" [erleuchtet] u. dgl. Zu diesen Bauten, die jedoch nicht durchgreifen waren und immer wieder Nachhülfe erforderten, wurden verschiedene Strafgelder, z.B. 20 Aßo. [Alter Schock = 20 * 60 Alte Groschen] von 2 Adligen, "die sich ungebührlich provocirt hatten," angewiesen und der dürftigen Kirche mehrere Schenkungen gemacht., wie 25 Thlr. von Rudolph v. Kolba, und 1696 20 Thlr. Dispensationsgelder [Befreiung] vom gräfl. Consistorio [Gemeinderat].
Neue Kirchendecke über dem Chor. Zwei steinerne Pfeiler mit Schwibbbogen eingebaut. Austausch der steinernen durch eine hölzerne Kanzel. Altarausbesserung. Kalken und „illuminieren“ der Kirche. Neudielung.
war die Witterung zu Anfange des Jahres, namentlich im Februar so schön, wie sonst im Mai; desto schlimmer aber im März, und Dom. Laet. [Lätare: 4. Sonntag der Passionszeit oder auch 3. Sonntag vor Ostern; 1.4.1696] schneite es so viel, daß man die Düngung zu Schlitten auf die Felder fahren konnte und große Noth wegen der Fütterung entstand.
Um dem Kirchenvermögen, bei dem unaufhörlichen Flickwerk an dem wandelbaren Gebäude, etwas nachzuhelfen, wurde seit 1704 auch der Cymbel [Klingelbeutel] alle Sonntage, vorher in 14 Tagen nur Ein Mal herumgetragen.
Herrschaftliches Frondorf unter der Gerichtsbarkeit des fürstlichen Justizamtes Gera.
Vermutlich erste Kirchweihpredigt.
Stretigkeiten über die jurium circa sacra zwischen dem gräfl. reuß. und dem fürstl. altenb. Consistorio obgewaltet, und es deshalb bereits am 12. August 1614 (1714?) zu Weida eine commissarische Tagfahrt gehalten worden; dann die Abstellung der bestehenden Streitigkeiten zu Ronneburg, den 21. October 1720, in einer Conferenz wieder aufgenommen, wobei man sich reuß. Seits auf die Regel: "filia sequitur matrem" berief, und das bischöfl. Recht auf das Territorium der Mutterkirche basierte, altenb. Seits aber die seit 200 Jahren stattgehabte Uebung dieses Rechtes, die praescriptio immemorialis, entgegensetzte. Eine zweite Conferenz fand daselbst am 1. November 1724 statt; eine dritte den 3. und 4. October 1743 , ebenfalls in Ronneburg; eine vierte am 18. December e. a. in Zeitz, worauf in einer neuen Zusammenkunft, den 8. Und 9. October 1745, zu Eisenberg die Sache zu einem gründlichen Vergleiche gedieh, der den 18. August 1746 zu Ronneburg ratificiert wurde. Nach diesem Vergleiche trat Altenburg, gemäß dem Grundsatze, dass das Filial in geistlichen Angelegenheiten der Mutterkirche folgen soll, die jura episcopalia und jurisdict. ecless. über Sct. Gangloff, Hartmannsdorf und Bethenhausen an die Grafen Reuß-Gera ab, diese aber das Episcopalrecht über die reußischen, zu altenburgischen Pfarreien gehörigen Ortschaften an das Fürstenthum Altenburg.
Viele Tote durch Blattern.
Reparatur der Kirchenmauer.
Drei neue Kirchenfenster mit Spiegelglas.
Im November 1745 liegen während des Siebenjährigen Krieges (1756-63) mehrere 100 Mann Kroaten vom Grün'schen Corps unter Generalmajor Friedrich Wilhelm Gottfried Arnd von Kleist in Waltersdorf im Quartier.
Am 25. April 1748 setzte nachts eine große Flut das ganze Dorf unter Wasser.
Am 27. Januar legte ein frevelhafter Bösewicht, der schon mehrmals Brandstifter gewesen und einiger Jahre später seiner Mordbrennereien wegen in Gera verbrannt wurde, in Michael Pufes Hause Feuer an, wodurch die baufällige Kirche und Schule nebst 11 Bauernhäusern ein Raub der Flammen wurden. Die Kirchgemeinde verlor fast ihr gesamtes Hab und Gut. Der Brandstifter gehörte zur St. Gangloffer Räuberbande des Schwarzen Michel.
Der Gottesdienst musste fast 3 Jahre lang auf der Pfarrwohnung gehalten werden.
Im Frühjahr 1751 wurde die noch stehende Thurm- und Kirchenmauer, nachdem der damalige P. Schmidt noch eine Betstunde darin gehalten, von der Gemeinde eingerissen und der Anfang zu Erbauung eines neuen Gotteshauses gemacht.
Das Richten erfolgte den 19. und 20. Juni 1752, worauf am 2. November der Strauß aufgesteckt wurde.
Auf dem Thurme, dessen Glockenstuhl zu 3 eingerichtet ist, befinden sich 2 Glocken, wovon die größere, aus welcher vor einigen Jahren ein Stück gesprungen ist, die Aufschrift hat:
Per incendium anno MDCCL deperdita fluxi per ignem sub auspiciis nobilissimi domini domini Heinrici XXX lineae junioris Russi comitis et domini Plauen Greitz Cranichfeld Gera Schleitz Lobenstein anno 1752 moderante Joh. George Ulrich Lauchae et teste Christoph Albrecht.
[Durch Feuer im Jahre 1750 verloren, neu erstanden durch Feuer unter Schirmherrschaft des edelsten Herrn Graf Heinrich III [Graf Reuß zu Untergreiz (1733–1768), 1748 Ältester des Gesamthauses, * 26. Januar 1701 im Unterschloss, Greiz; † 17. März 1768 ebenda; ▭ 24. März 1768 ebenda] aus der Linie der jüngeren Reuß, Herr von Plauen, Greitz, Cranichfeld, Gera, Schleitz, Lobenstein im Jahre 1752 unter Leitung von Joh. George Ulrich aus Laucha (* 1737/8 in Laucha; † 13. Oktober 1812 in Apolda) und Mitarbeit von Christoph Albrecht]
Die Aufschrift der 2. Glocke ist:
Gloria in excelsis Deo. M. G. Joh. Georg Ulrich in Lauch 1752.
[Ehre sei Gott in der Höhe, Meister Glockengießer (?) Joh. George Ulrich in Laucha 1752]
Am 31. Juli 1754 wurde in Beisein des Grafen Heinrich XXX. (* 1727; † 1802; Fürst von Gera 1748–1802; letzter Vertreter seiner Linie), der Fürstin Mutter, einiger Adligen und des Superintendenten Dr. Pfeiffers der Knopf aufgesetzt.
Dom. VIII. p. Tr. 1756 [8.8.1756] wurde die erste Predigt auf der Kanzel gehalten. 6 Jahre lang hatte M. Schmidt vor dem Tische predigen müssen. – Die Gemeinde bewilligte zum Kirchenbau 200 Mfl. [Meißnischer Gulden], – es kam jedem Hause über 51 Fl. [Gulden?] – that [tat] Hand- und Pferdefrohne und ließ sie nach und nach vollends ausbauen. Die Kirche borgte dazu 520 Thlr., wovon der Hofzimmermeister Thiersch 300 Mfl. erhielt. Die Kirche – ein Oblong [länglich, rechteckig], mit 8seitigem Thurme, worauf sich eine Schlaguhr befindet, ist ein freundliches, geräumiges, lichtvolles, sonst aber schmuckloses Gebäude, aus Sandstein massiv erbaut, mit 2 Emporkirchen und schöner Bildhauerarbeit an und über der Kanzel. Sie hat 9 große und 7 kleinere Fenster, welche dem Schiff und den Emporen Licht geben, und 4 Thüren.
Altar Kirche Waltersdorf. Foto: Daniel G. Beer
wird auf "Consistorial-Befehl die Gaukelei des sogenannten Christspiels abgeschafft".
Auf dem, der Kanzel gegenüber, einwärts gebogenen Chor ist seit 1767 eine ziemlich tonstarke Orgel, von 16 Registern mit Pedal, aufgestellt, wozu der P. Ludwig 41 Thlr. 12 Gr. von guten Freunden in Gera und Leipzig gesammelt hatte.
Die Orgel stammt aus der Werkstatt von Christian Friedrich Poppe (* 3. Oktober 1751 in Roda; † 11. November 1812 in Roda).
Orgelprospekt Kirche Waltersdorf. Foto: Daniel G. Beer
Orgelmanual und Register Kirche Waltersdorf. Foto: Daniel G. Beer
Zu dieser Zeit stand Waltersdorf unter der Landesherrschaft von Reuß jüngerer Linie Gera. Es regierte Heinrich XXX (* 24. April 1727 in Gera; † 26. April 1802 ebenda) 1748 bis 1802 als Graf Reuß zu Gera. Er war der Sohn von Heinrich XXV (* 27. August 1681 in Gera; † 13. März 1748 ebenda), der von 1735 bis 1748 als Graf Reuß zu Gera regierte, und der Pfalzgräfin Luise Christiane von Birkenfeld-Gelnhausen (* 17. August 1748 in Gelnhausen; † 31. Januar 1829 in Gera).
Anbau eines Bahrenhauses [Leichenhalle] an der Nordseite der Kirche.
Nachdem im Februar und März bis Anfang April das Wetter äußerst schön gewesen war, wurde es so stürmisch und den Feldfrüchten nachtheilig, dass den 21. Juni der Scheffel Korn 12 Thlr. 16 Gr., Weizen 13 Thlr. 8 Gr., Gerste 10 Thlr., Hafer 4 Thlr. 20 Gr. kostete und viele Arme gekochtes Laub und Kräuter zu essen genöthigt waren, was in diesem und dem nächsten Jahre ein großes Sterben zur Folge hatte. Doch sanken schon im August die Getreidepreise wieder auf das Drittheil, und im März des folgenden Jahres so tief herab, daß der Scheffel Korn 2 Thlr. 16 Gr., Weizen 4 Thlr. 10 Gr., Gerste 2 Thlr. 4 Gr. und Hafer 1 Thlr. 2 Gr. galt.
Den 10. Mai 1781 wurde die krummgebogene Fahne von der faulgewordenen Spindel abgenommen, reparirt und Tags darauf Alles wieder in gehörigen Stand gesetzt.
war von Mitte Juni bis Ende Juli in Deutschland und fast ganz Europa ein so starker Heerrauch, daß die Strahlen der Sonne und das Mondlicht ihn nicht durchdringen konnten. Beide sahen immer blutroth, und Morgends und Abends schienen schwarze Kugeln von der Sonne nach der Erde zu fallen. Der Aberglaube war sehr geschäftig, den Leute durch Prophezeiung aller denkbaren Unglücksfälle Furcht und Schrecken einzujagen. Doch dem Aberglauben zu Trotz erfolgte ein gesegnetes, gesundes und friedsames Jahr; die Heu- und Getreideernte war sehr ergiebig und Pflaumen wuchsen in ungeheurer Menge.
In der Nacht vom 17. zum 18. October 1795 brachen räuberische Hände durch ein Kirchenfenster ein und entwendeten 2 zinnerne Altarleuchter mit Kerzen, eine zinnerne Weinkanne, den 6. und 7. Th. von Luthers Werken u. dergl. m.
Am 31. Juli zog nachmittags zwischen 5 und 6 Uhr ein verheerendes Hagelwetter über Waltersdorf nach Klein- und Groß-Bernsdorf zu, zerschlug alle Feldfrüchte, drosch das schon reife Korn so aus, dass manches Schock kaum zwei Maß Körner, vieles nur 1 Scheffel gab; ebenso Gerste und Hafer, obgleich sie noch nicht reif waren. Im Dorf wurden viele Fenster eingeschlagen, in der Kirche allein 108 Tafeln; auch erlitten Pfarre und Schule großen Verlust an Fensterscheiben.
Von 10. – 12. December 1800 wurde die große, vom Blitz theilweise zersplitterte, uralte Linde auf dem Gottesacker gefällt und in einzelnen Stücken für 83 Aßo. [Alter Schock], 4 Gr. [Groschen] versteigert. Die Kosten der Fällung betrugen 11. Aßo. 7 Gr.
Einquartierung preußischer und sächsischer Offiziere im Pfarrhaus. Durchziehende Franzosen stehlen Pfarrer Spengler 65 Thaler an Geld und Sachen.
Viele Opfer durch Nervenfieber. Not durch "Plünderungen, Lieferung, Einquartierung und Spannfuhren" durch den Französischen Krieg.
Zum Reformationsjubiläo [am 31.10.1817] ließ die Gemeinde Altar, Kanzel und Tauftisch neu bekleiden.
Nachdem die Säulen des Thurmes morsch geworden waren, wurde im Spätsommer des Jahres 1823 Knopf und Fahne abermals abgenommen, der Thurm mit 4 Fenstern geziert, die andern 4 offenen Seiten mit Schiefer verdeckt und jene beiden Stücke wieder aufgesetzt. Diese Reparatur kostete gegen 200 Thlr., wozu die Kirche 125 Thlr., das Uebrige die Gemeinde gab.
1825 sind die Kirchenfenster für 60 Thlr. mit neuen Rahmen versehen worden. Ersatz des alten Bahrenhauses [Leichenhalle] an der Kirche.
Bei der Jubelfeier der Uebergabe des Augsburgischen Glaubensbekenntnisses ließ die Gemeinde Altar, Kanzel und Tauftisch neu bekleiden.
Am 27. Juni entlud sich ein schreckliches Gewitter mit Hagel über die Fluren Waltersdorfs, St. Gangloffs und 6 benachbarter Ortschaften, dass die ganze Umgegend mehrere Zoll (1 Zoll ca 2,5 cm) hoch davon bedeckt war. Die Saaten und andere Feldfrüchte wurden fast gänzlich zu Grunde gerichtet, von den Bäumen Laub, Früchte und Zweige geschlagen, Vögel und andere kleine Tiere getötet, viele Felder durch rauschende Wasserströme mit Kies und Sand überdeckt, zahllose Ziegel und Fenster zertrümmert und fast alle Hoffnung auf den Ernteertrag des Jahres vereitelt. Auf des Referenten veröffentlichte Bitte gingen 199 Thlr. 18 Gr. 6 Pf. Unterstützungsgelder ein, von welchen 116 Thlr. 14 Gr. in St. Gangloff, 66 Thlr. 17 Gr. 4 Pf. hier, 9 Thlr. in Lindenkreuz verteilt, von dem Übrigen aber Infertionen und andere Ausgaben bestritten wurden. Auch erhielt Waltersdorf noch besonders 7 Scheffel Korn und 5 Thlr. 10 Gr. an Geld.
Im Jahre 1835 wurde der Kirchhof erweitert und mit einer neuen steinernen Mauer, zum Theil mit Platten bedeckt, umgeben.
Ansicht Dorf und Kirche (1843). Quelle: Die Kirchen-Galerie der fürstlich Reußischen Länder. Erste Abteilung Ephorie Gera, Dresden 1843, Verlag von Hermann Schmidt
Turmhaube und Dachschalung Kirche Waltersdorf. Foto: Daniel G. Beer
Beschreibung aus: "Die Kirchen-Galerie der fürstlich Reußischen Länder. Erste Abteilung Ephorie Gera, Dresden 1843":
Waltersdorf bildet mit Sct. Gangloff eine Parochie von 1180 Seelen.
Im Jahre 1840 waren der Aufgebotenen und Getrauten an beiden Orten: 13; der Geborenen 47; der Communicanten: 1162; der Gestorbenen 23. Im Jahre 1640 wurden aufgeboten und getraut: 3 Paar, geboren 6 Kinder, es starben 45 Personen.
Waltersdorf liegt an der westlichen Grenze des Fürstentums Gera, in einem engen, von Hügeln gebildeten Tale, von einem klaren Bache durchschnitten, der sonst reich an Forellen war, hier eine Schneide-, Mahl- und Ölmühle treibt und sich unterhalb Gera, wovon Waltersdorf 2 Stunden entfernt liegt, in die Weiße Elster ergießt. Die Flur ist südlich und westlich von dem Großherzogtum Weimar und dem Herzogtum Altenburg begrenzt und das Dorf zählt 291 Seelen in 50 Familien, welche, außer Pfarre und der Schule, in einem Freigute, 16 Pferde- und Handfrohngütern, zu denen je 50, 80, 100 bis 120 Scheffel Feld gehören, 4 Halb- und 4 Viertelshöfen, 18 Kleinhäusern und dem Gemeindehause wohnen und sich größtenteils von Ackerbau und Viehzucht, mehrere auch von Tagelohn und Handarbeit ernähren. Auch leben 2 Schneider, 1 Hufschmied und 1 Fleischer hier, der zugleich concessionirter Krämer ist. In früheren Zeiten wurde das Handfuhrwesen sehr hart betrieben und der Sage nach sei Jobst Gorisch der reichste Bauer im Reußischen gewesen.
Schon in früheren Zeiten waren der armen Kirche verschiedene Legate [Nachlass] ohne besondere Bestimmung, so wie viele Schenkungen an Geld und kirchlichen Utensilien gemacht worden, wie das hier befindliche Register nachweiset. Das letzte Legat, 10 Mfl. [Meißnischer Gulden] ist von Gottfried Steingrüber, wozu dessen Witwe, Justine, noch ein schönes Krucisir [Kruzifix] von Berliner Eisenguß fügte. Unter den früheren Geschenken dürften Erwähnung verdienen: der silberne, stark vergoldete antique Kelch und Hostienteller, worauf die Worte eingegraben sind: Eleonora Lic. Heinr. Conrad’s Hofpredigers Hausfrau verehrts der Kirchen zu Waltersdorf. Anno 1664. Auf dem Hostienteller: Eleonora † Conradin. Ferner das zinnerne Taufbecken vom Hutmann Simon Taubert; 2 Altarleuchter von Joseph Gorisch und Meister Johann Büchner, ein Bibel in 4. von Jobst Gorisch, eine große zinnerne Weinkanne von Gottlieb Leithigers Ehefrau u. a. m.
Erneuerung der mittleren Glocke.
Dachreparatur.
Zusammenschluss der Nachbardörfer Rothenbach, Lindenkreuz und Waltersdorf zur Gemeinde Lindenkreuz.
Lindenkreuz schließt sich dem Gemeindeverband
Münchenbernsdorf an.
Neubau eines Gemeinderaumes unter der Orgelempore als beheizbare Winterkirche.
700-Jahr-Feier Waltersdorf. Festwoche mit historischem Umzug.
Elektrifizierung der Glocken.
Statische Sicherung und Neueindeckung Dach Hauptschiff. Sanierung Innenraum. Neue Deckenmalerei.
Deckenmalerei. Foto: Daniel G. Beer
250-Jahr-Feier der Wiedererbauung der Kirche, Festwoche mit Konzerten, Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen.
725 Jahre Waltersdorf, Sanierung Turmhaube (1. Bauabschnitt).
Blick ins Kirchenschiff. Foto: Daniel G. Beer